Quelle: e-health-com.de – Der Produktmanager für das Interoperabilitätsverzeichnis Vesta bei der gematik, Steffen Hennecke, ließ beim 4. Deutschen Interoperabilitätstag etwas platzen, bei dem sich die Zuhörer noch nicht ganz einig waren, ob es sich um eine Bombe oder ein Bömbchen handelt. Nach erneuter Lektüre der Interoperabilitätsstudie aus dem Jahr 2013 habe man festgestellt, dass der Digitalisierung des deutschen Gesundheitswesens möglicherweise ein Dirigent fehle, so Hennecke. Die Interoperabilitätsstudie hatte damals einen E-Health-Rat angeregt, der genausowenig weiterverfolgt wurde wie zahlreiche andere Vorschläge, irgendeine Art von koordinierender Instanz mit Weisungsbefugnis für technische und inhaltliche Standards zu schaffen.
Jetzt soll die Sache unter dem Schlagwort IOP 2.0 wieder aufgenommen werden. Für den 10. Dezember hat die gematik einen Stakeholder-Workshop terminiert, zudem sich alle, die aktiv am Prozess der Standardfestlegung für das digitale deutsche Gesundheitswesen mitarbeiten wollen, über eine gestern freigeschaltete Webseite anmelden können: „Bei diesem Workshop geht es nicht darum, Informationen zu bekommen, sondern darum, den Standardisierungsprozess aktiv mitzugestalten“, so Hennecke. Er warf ein Dia an die Wand, das als Teilnehmer denkbare Organisationen auflistete, darunter neben der kompletten Selbstverwaltung alle relevanten Standardisierungsorganisationen: das BfArM, das DIMDI, das IQWiG, medizinische Fachgesellschaften, BMG und BMBF sowie das Robert-Koch-Institut, die TMF und verschiedene Industrieverbände.
Hennecke präsentierte auch schon einen Strukturvorschlag, der eine Aufteilung des künftigen „E-Health-Rats“ in sieben Domänen vorsieht, darunter Regelwerk, Anwendungen, IT-Infrastruktur und Informationssicherheit/Datenschutz. Das Ganze sei aber noch völlig unverbindlich. Es gehe um einen Konsensprozess in gemeinsamer Verantwortung, der sich deutlich von dem bisherigen, auf Seiten der Standardisierungsexperten als unbefriedigend empfundenen Vorgehen unterscheiden müsse, so Hennecke.
Alexander Ihls begrüßte im Namen von IHE die Initiative der gematik, betonte allerdings auch, dass eine Ankündigung alleine noch nicht ausreiche: „Maßgeblich wird sein, ob es gelingt, Verbindlichkeit aufzubauen“, so Ihls. „Die Frage ist, ob wir wirklich ein Entscheidungsgremium mit hoheitlichen Aufgaben bekommen oder es nur ein weiteres Beratungsgremium wird, wo wie beim Vesta die Meinung der Experten mal gehört und mal ignoriert wird bzw. wo man uns gelegentlich auch mal verbietet, unsere Meinung überhaupt zu sagen.“
Unabhängig von einem Gremium „E-Health-Rat“ deutet Hennecke fundamentale Veränderungen am Vesta-Verfahren an. Das in den internationalen Standardisierungsgremien übliche Balloting von Standards müsse künftig nicht mehr durch ein weiteres, Vesta-internes Kommentierungsverfahren wiederholt werden. Der Prozess könnte damit schlanker und zügiger werden.
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