Quelle: rnd.de – In Deutschland ist die Telemedizin erst seit Kurzem auf dem Vormarsch – doch wegen der Corona-Pandemie hat das Thema einen Boom erlebt. Das bekamen auch vier Ärzte und Ärztinnen aus Berlin zu spüren. Sie hatten schon länger den Start einer App geplant.

War dieses Muttermal eigentlich letztes Jahr schon so groß? Sollte es mir Sorgen machen, dass es sich etwas von der Haut abhebt? Fragen, die man sich morgens vor dem Spiegel manchmal stellt – und dann vielleicht vergisst. Oder man macht ein paar Fotos und schickt sie an einen Hautarzt. Damit das sicher abläuft und gegebenenfalls sogar ein Rezept ausgestellt werden kann, haben vier Ärzte Dermanostic gegründet – und mit ihrer App ein Angebot geschaffen, dass in Corona-Zeiten mehr als gut ankam.

Eigentlich hatten Alice und Ole Martin sowie ein befreundetes Ehepaar die Idee schon im vergangenen Jahr: “Wir haben ständig Fotos von Hautveränderungen über Whatsapp bekommen”, erzählt Alice Martin, selbst Ärztin und angehende Dermatologin. Schnell war die Idee für Dermanostic geboren: Eine App, über die Fotos und ausgefüllte Fragebögen zur möglichen Erkrankung an ein Team von Hautärzten gesendet werden können – die dann wiederum eine Diagnose stellen und gegebenenfalls Arztbrief und Rezept zurückschicken. Gesagt, getan: Das Quartett fand Investoren, stellte Programmierer an, plante für den Start im Januar.

Zunächst war Corona ein Dämpfer

Und dann kam das Coronavirus: Als Erstes sprang ein wichtiger Investor ab, weil er angesichts der Pandemie lieber seine Assets zusammenhalten wollte, wie Ole Martin erzählt. “Das war ein Dämpfer, wir hatten mit dem Geld fest gerechnet”. Corona-Hilfen gab es zu dem Zeitpunkt noch nicht, und selbst wenn: Start-ups, die im Vorjahr noch keine Umsätze generiert haben, nutzen die staatlichen Programme ohnehin kaum. Die Gründerinnen und Gründer bissen die Zähne zusammen, brachten andere Geldgeber dazu, ihre Investments zu erhöhen.

Im März konnte die App doch noch starten. Und zwar just zu jenem Zeitpunkt, in dem in Deutschland das Leben während der Pandemie immer stärker eingeschränkt wurde. “Wenn man einen Ausschlag hat, neigen Patienten dazu, das auszusitzen”, weiß Alice Martin aus der Praxis – und die Angst vor Ansteckungen mit dem Coronavirus sorgte dafür, dass noch mehr Menschen Wartezimmern lieber fernblieben.

Der ganze Markt boomt

“Wir hatten die Chance, zu zeigen, was wir können”, sagt Martin rückblickend. Und dafür, dass das Angebot erst wenige Monate alt ist, sei es ziemlich gut angenommen worden. Etwa 2000 Patienten seien via App behandelt worden, mittlerweile sucht das Team neues Personal und zieht in größere Räumlichkeiten um.

Allein ist das Telemedizin-Start-up mit seiner Erfolgsgeschichte derzeit nicht: Der ganze Markt boomt, durch die Pandemie sind Hemmungen bei Patienten und Ärzten gleichermaßen weggefallen. Von einem “sensationellen” Wachstum spricht mittlerweile der IT-Branchenverband Bitkom, größere Telemedizinanbieter wie Zava stocken schon fleißig ihre Teams auf. Und längst bieten auch Zehntausende Ärzte Videosprechstunden an.

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