Unter dem Motto „Interop: Und nu‘?“ fand vom 19. bis 20. Oktober 2022 der 7. Deutsche Interoperabilitätstag (DIT) in Berlin statt. Veranstalter des DIT waren in bewährter Kooperation der Bundesverband Gesundheits-IT – bvitg e. V., HL7 Deutschland e. V., IHE-Deutschland e. V., der Spitzenverband IT-Standards im Gesundheitswesen (SITiG e. V.) und die ZTG Zentrum für Telematik und Telemedizin GmbH.
Anwenderinnern und Anwender, Verbände sowie Vertreterinnen und Vertreter aus Industrie und Politik trafen sich in diesem Jahr wieder in Präsenz beim DIT in Berlin, um über Interoperabilitätsthemen zu diskutieren – die „Interop-Roadmap“, Standards (HL7®FHIR® und IHE), Terminologien und der European Health Data Space (EHDS) standen auf dem Programm. 140 Teilnehmerinnen und Teilnehmer hatten sich für die Veranstaltung angemeldet. Nach Tutorials und Diskussionen in einem Open-Space Format am ersten Tag folgten am zweiten Tag Fachvorträge und Diskussionen.
„Fragen wir doch das Bundesgesundheitsministerium: Wie lautet die bundesweite Strategie für Digitalisierung, Innovation und Interoperabilität?“, eröffnete Melanie Wendling, bvitg-Geschäftsführerin, den Kongress am zweiten Tag. Sie moderierte den ersten und vierten Themenblock und wandte sich mit ihrer Frage direkt an Sebastian Zilch, Leiter der Unterabteilung 52 „gematik, Telematikinfrastruktur, eHealth“ im Bundesgesundheitsministerium (BMG), der in seinem Vortrag die neue Digitalisierungsstrategie des BMG vorstellte.
„Allein der Koalitionsvertrag atmet das Thema Digitalisierung und Interoperabilität. Wir haben den Auftrag die ePA und das E-Rezept zu verbreiten. TI-Anwendungen sollen ein echtes Nutzenerlebnis haben“, antwortete Zilch. Interoperabilität lebe vom Austausch und das sei auch ein Ziel der neuen Digitalisierungsstrategie des BMG. „Gerade bei Interoperabilität geht es darum gemeinsam Lösungen zu finden. Wir wollen alle Akteurinnen und Akteure zusammenbringen und miteinbeziehen.“
Governance zum Thema Interoperabilität Koordinierungsstelle, Interop-Council, Expertenkreis, Arbeitskreise – seit der Einführung der Gesundheits-IT-Interoperabilitäts-Governance-Verordnung (GIGV) im vergangenen Jahr sei viel passiert. Da waren sich die Teilnehmerinnen und Teilnehmer des DIT einig. Aber aus dieser zarten Pflanze müsse jetzt ein kräftiger Baum werden. „Wir müssen machen! Alle müssen zusammenarbeiten. Der öffentliche Gesundheitsdienst, die Wissenschaft und die Versorgung. Es ist wichtig, dass KIS- und PVS-Hersteller mitmachen“, betonte Prof. Dr. med. Sylvia Thun, Vorsitzende des SITiG e. V. und Leiterin des Interop Councils in ihrem Vortrag. Darin verwies sie auf Ergebnisse des Digitalradars über den digitalen Reifegrad deutscher Krankenhäuser und resümierte: „Die Strukturen und Systeme sind da, allerdings nicht ausreichend miteinander verbunden. Wir brauchen interoperable Standards, um den Informationsfluss zu optimieren.“
Die Versorgung stehe aktuell noch vor vielen Herausforderungen, so Thomas Dehne, User-Cochair IHE Deutschland e. V. und Leiter des Geschäftsbereichs IT in der Universitätsmedizin Rostock. „Interoperabilität umfasst unglaublich viele Themen: ePA, KIM, KHZG, Meldeportale wie DEMIS, Standardisierung und weitere gesetzliche Anforderungen“, erklärte Dehne. . „Interoperabilität muss bei dieser Themenvielfalt stärker in den Fokus rücken. Es gilt Anwenderinnen und Anwender miteinzubeziehen und Verständnis für Prozesse untereinander zu schaffen.“ Schlussendlich gehe es um die Verbesserung der Patientenversorgung!
Raus aus der großen Abstraktion, rein in konkrete Fragestellungen. Bundesweit Interoperabilität umsetzen. Sektorale Verantwortlichkeiten der ambulanten und stationären Versorgung miteinander vereinen – perspektivisch auch die Pflege. Da müsse es hingehen. Das zeigten die Diskussionsrunden an beiden Tagen. Sehr positiv kam bei vielen Teilnehmenden das offene Open-Space Format am ersten Tag an, bei dem in kleinen Gruppensessions u. a. Themen wie ePA, EHDS und ISIK diskutiert wurden. Interaktion, fachlich offener Austausch – ein Format, das viel Inspiration bot und nicht nur räumlich Bewegung in die Veranstaltung brachte.
„Der diesjährige DIT macht klar: Gesetzlich Geregeltes wird durch die Community mit Leben und Lösungen gefüllt. Und jeder kann sich einbringen und mitmachen“, freute sich Kim Becker von HL7 Deutschland e. V. und Christian Suelmann von der ZTG GmbH ergänzte: „Der DIT zeigt: Die Community setzt ihren Weg fort, dass Systeme und Menschen besser zusammenwirken. Langfristig optimiert ein solch offener Austausch die Versorgung und auch die Forschung kann davon nur profitieren.“ Beide hatten selbst beim Open–Space Format teilgenommen und zeigten sich begeistert.
Einen positiven Blick – den werfen nach dem DIT alle beteiligten Veranstalter auf die Interop-Roadmap. Gemeinsam wurde schon viel erreicht. Fazit der Veranstalter: Mit neuen Formaten, die zum Austausch und zur Inspiration anregen, lässt sich noch viel mehr erreichen. Und genau dafür gibt es den DIT, der jährlich die großen Player der IT des deutschen Gesundheitswesens zusammenbringt und den Austausch fördert.
TUTORIALS + Open Space12:00 Uhr Tutorial 1 13:30 Uhr Kleine Mittagspause 14:00 Uhr Tutorial 2 15:30 Uhr Kaffeepause 16:00 Uhr Open Space Part 1 |
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19:00 |
Get together |
10:00 Uhr Begrüßung durch die Veranstalter 10:10 Uhr Keynote: Wie lautet die bundesweite Strategie für Digitalisierung, Innovation und Interoperabilität? Sebastian Zilch, Leiter der Unterabteilung 52 gematik, Telematikinfrastruktur, eHealth, Bundesministerium für Gesundheit |
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BLOCK 1: Interop neu organisiert: Roadmap to… wohin genau? |
Seit Ende letzten Jahres ist die Governance zum Thema Interoperabilität vom Gesetzgeber auf neue Füße gestellt. Auf dem DIT 2021 widmeten wir dem Thema bereits einen Block. Nun ist alles gestartet: Koordinierungsstelle, Interop-Council, Expertenkreis, Arbeitskreise, INA usw. Aber ein Start ist auch erstmal nur der Anfang der Reise. Was erwarten wir eigentlich? | |||
Moderation: Melanie Wendling, Geschäftsführerin Bundesverband Gesundheits-IT – bvitg e. V. 10:40 Uhr Impulsreferat Dr. Ralf Brandner, Vorstandsmitglied Bundesverband Gesundheits-IT – bvitg e. V. Schlaglichter: 10:50 Uhr Prof. Dr. med. Sylvia Thun, Leiterin des Interop Councils 11:05 Uhr Stefan Höcherl, Leiter des Bereichs Strategie und Standards, gematik 11:20 Uhr Offene Diskussion mit dem Publikum |
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BLOCK 2: Es wird viel geFHIRt. Sind wir schon interoperabel? |
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In den vergangenen Jahren wurden viele Aktivitäten rund um HL7 FHIR und deutsche Profilierung gestartet. Die aus verschiedenen Einfallswinkeln gestalteten Profile sind jedoch bisweilen noch unnötig divers. Der Anspruch gleiche Sachverhalte auch gleich zu implementieren und Wiederverwendung bei der Implementierung zu erreichen, ist noch nicht erfüllt. Doch auch die Sicht auf die Anwendungsfälle kommt oft zu kurz, ist aber wichtig für interoperable Lösungen. Welche Vorgehensweisen können zur Konsolidierung beitragen. Wo stehen wir jetzt? Wie werden Prozesse, Implementierer:innen sowie Nutzer:innen besser berücksichtigt und die Anwendungsfälle in den Mittelpunkt gestellt? | |||
Moderation: Samrend Saboor, Vendor-Cochair IHE Deutschland e. V. 11:30 Uhr Impuls aus der Versorgung Ein aktueller Blick auf die Interop-Herausforderungen in der Versorgung Thomas Dehne, User-Cochair IHE Deutschland e. V., Leitung Geschäftsbereich IT in der Universitätsmedizin Rostock 11:40 Uhr Diskussionsrunde: Kerstin Bieler, Abteilungsleiterin MIO, mio42 GmbH, Kassenärztliche Bundesvereinigung Thomas Dehne, User-Cochair IHE Deutschland e. V., Leitung Geschäftsbereich IT in der Universitätsmedizin Rostock Simone Heckmann, Mitglied Interop Council Tarik Idris, Mitglied IHE Deutschland e. V. Dr. Raik Kuhlisch, IT-Architekt, Systems Engineering, gematik GmbH Sven Lüttmann, Leiter der bvitg-AG Interoperabilität 12:25 Uhr WrapUp |
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12:30 Uhr DIT is´ lecker – Mittagspause in- und outdoor | |||
13:30 Uhr Update Open Space – Ergebnisse vom ersten DIT-Tag | |||
BLOCK 3: Codieren war gestern: Daten in besserer Qualität mit Terminologien |
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Moderne Terminologien helfen uns, Daten in besserer Qualität zu liefern: semantische Annotation wird das genannt. Aber dies muss in Zukunft in den Anwendungssystemen optimal unterstützt werden. Die Nutzer:innen müssen dabei sogar eher weniger als mehr „verschlüsseln“, denn es geht auch anders: SNOMED-CT, anderer bedeutende Terminologien und moderne Systeme helfen. Wie kommen wir im „Sprachgebrauch“ rasch zu besseren Daten? | |||
Moderation: Patrick Werner, stellvertretende Leitung des Technischen Komitees „Terminologien“ bei HL7 Deutschland e. V. 14:00 Uhr Schlaglicht Stefan Sabutsch, Teamleiter „Standards & Usability“ bei der ELGA GmbH, Präsident HL7 Austria 14:10 Uhr Offene Diskussion mit dem Publikum Dr. Christine Haas, Leiterin des Fachgebiets „Medizinische Terminologien“ beim Bundesinstitut für Arzneimittel und Dr. André Sander, Leiter technische Entwicklung, Prokurist, ID Information und Dokumentation im Gesundheitswesen GmbH & Prof. Dr. Josef Ingenerf, Medical Data Engineering am Institut für Medizinische Informatik an der Universität zu Lübeck, |
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15:00 Uhr DIT is´ süß – Kaffeepause in- und outdoor | |||
BLOCK 4: EHDS – Europa braucht mehr Aufmerksamkeit |
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Der European Health Data Space (EHDS) ist in vieler Munde, doch wie wird dieser „Space“ eigentlich sinnvoll und interoperabel gefüllt, sodass keine reinen Silos von unerreichbaren Daten entstehen? Was sind nächste sinnvolle Schritte und wie kann auch hier Deutschland fachlich begleiten? | |||
Moderation: Melanie Wendling, Geschäftsführerin Bundesverband Gesundheits-IT – bvitg e. V. 15:30 Uhr Eingangsstatement Dennis Geisthardt, Referent Politik beim bvitg 15:45 Uhr Diskussionsrunde: Jürgen Brandstätter, x-ehealth, Mitglied IHE International, Co-chair IHE Europe, Co-chair IHE Global Deployment Coordination Dennis Geisthard, Referent Politik beim bvitg Beatrice Kluge, Team Lead European Affairs bei der gematik Christoph K. B. Wagenblast, Referent im Referat 511 „Grundsatzfragen neue Technologien und Datennutzung“ im 16:30 Uhr Wrap-Up/Q+A |
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17:00 Uhr Ende der Veranstaltung |