(Quelle: e-health-com.de) Gibt es eine Maßeinheit für Interoperabilität? Ja klar! Die Details dazu werden Sie aber vermutlich überraschen: Wie ich in meinem ersten Blogeintrag an dieser Stelle erläutert habe, basiert Interoperabilität auf einem Daten- und Informationsaustausch, bei dem die ausgetauschten Daten eine Nutzung und Wiederverwendung erfahren. Was damit passiert, ist zweitrangig. Wenn ich also meiner Frau sage, dass es heute regnet, und sie im Anschluss einen Regenschirm mit nach draußen nimmt, dann war das eine „interoperable Kommunikation“.
Damit hier überhaupt eine Nutzung der Information stattfinden kann, muss Wissen angewendet werden. In diesem Beispiel muss der Empfänger der Information zum einen die Absicht haben, nach draußen zu gehen, und zum anderen wissen, dass ein Schirm bei Regen verhindert, dass man nass wird. Darüber hinaus muss die Information in einer Sprache übermittelt werden, die von beiden Seiten verstanden wird. Das umfasst nicht nur die Syntax und Grammatik, sondern auch die Terme, mit denen die Konzepte referenziert und ausgedrückt werden.
In welcher Sprache nun zwei Parteien kommunizieren ist völlig egal, solange es nur diese beiden Parteien sind. Interessant wird es in dem Moment, wenn ein Dritter hinzukommt. Man könnte natürlich argumentieren, dass dieser Dritte dann eben die eine Sprache lernen muss, die die beiden anderen sprechen. Ganz so einfach ist es im Gesundheitswesen aber nicht.
Zum einen haben wir viele Parteien, die im Gesundheitswesen die Festlegungshoheit für sich reklamieren. Zum anderen wurden beispielsweise im sogenannten eHealth-Gesetz unterschiedliche Zuständigkeiten festgelegt, beispielsweise für die Spezifikation des elektronischen Arztbriefs, ohne dass gleichzeitig ein Zwang zur gegenseitigen Abstimmung gefordert ist. Damit kann jeder seine eigene Sprache definieren und sogar behaupten, dass er damit im Recht ist. Eine nationale Strategie für einen übergreifenden interoperablen Datenaustausch sieht anders aus.
Wie hoffentlich deutlich geworden ist, hängt eine interoperable Kommunikation von einer gemeinsamen Sprache ab. (Auf die Details dazu möchte ich ein anderes Mal eingehen.) Da diese in Deutschland fehlt, kann im aktuellen Zustand Interoperabilität daran gemessen werden, wie stark sich die Akteure auf nationaler Ebene für eine Zusammenarbeit stark machen. Das ist im Moment noch nicht besonders beeindruckend. Aber vielleicht kommt das ja noch irgendwann.
Ich gebe die Hoffnung nicht auf.
Dr. Frank Oemig, FHL7
Senior Architect Telekom Healthcare Solutions, HL7 International Affiliate Director, IHE-D ITI Caretaker, Leiter bvitg AG Interop